Was ist Adipositas und wodurch wird sie ausgelöst?
Adipositas ist beim Menschen als Fettleibigkeit mit schädlichen Folgen für die Gesundheit (WHO) definiert. Diese Definition ist so auch direkt auf unsere Vierbeiner übertragbar. Gerade in den Industrienationen sind je nach Quelle zwischen 17 – 34 % der Hunde zu dick. Dies ist leider kein optischer Makel, sondern ein wichtiges medizinisches Problem.
Einige Faktoren wie Rasse, Genetik, Alter und Geschlecht können sich auf das Risiko einer Adipositas-Erkrankung auswirken. So sind vor allem Labrador Retriever, Cavalier King Charles Spaniel, Langhaar Dackel und Beagle besonders gefährdet und Hündinnen neigen häufiger zur Fettleibigkeit als Rüden. Eine Kastration erhöht außerdem die Gefahr des Übergewichts und zwar bei Hündinnen mehr als bei ihren männlichen Artgenossen. Grund dafür ist, dass die Geschlechtshormone direkt über das zentrale Nervensystem und indirekt durch die Veränderungen im Zellstoffwechsel auf das Körpergewicht wirken. Östrogene können so beispielsweise je nach Zyklus hemmend auf die Nahrungsaufnahme wirken, bei Rüden hingegen führt eine Kastration häufig zu einem Rückgang spontaner Aktivität. Generell sollte der errechnete Energiebedarf nach einer Kastration um ca. 30 % reduziert oder einer Gewichtszunahme durch erhöhte regelmäßige Bewegung vorgebeugt werden.
Natürlich gibt es auch Erkrankungen, die eine sekundäre, also nachfolgende Fettleibigkeit bedingen. Hierzu zählen sowohl Diabetes mellitus (Zuckererkrankung), als auch Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse). Doch nicht nur die Merkmale der Tiere sind entscheidend für die Gefahr an Übergewicht zu erkanken, sondern auch das Verhalten des Besitzers. So sind viele Hunde zu dick, weil bei ihnen das Verhältnis zwischen Futter und Bewegung nicht berücksichtigt wird.
Welche Folgen resultieren aus der Adipositas?
Nachgewiesenermaßen verkürzt Adipositas sowohl bei Hunden als auch bei Katzen die Lebenserwartung. Die meisten übergewichtigen Vierbeiner haben mit Erkrankungen des Bewegungsapparates zu kämpfen, wobei Hüftgelenksdysplasie, Arthrose und Kreuzbandruptur die am häufigsten auftretenden orthopädischen Probleme sind. Oft führt schon eine Überernährung im Welpenalter zu irreversiblen pathologischen Veränderungen an den Gelenken. Sind die Probleme erst einmal aufgetreten, so ergibt sich schnell ein Teufelskreis, da die dadurch verursachten Schmerzen die körperliche Aktivität des Hundes beinträchtigen und verringern.
Wird in diesem Fall die Energiezufuhr durch das Futter nicht reduziert, so kommt es folglich zu einem noch höheren Übergewicht.Des Weiteren werden durch eine länger andauernde Adipositas auch Herz-Kreislauferkrankungen, Atembeschwerden, Bluthochdruck und daraus resultierende Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, Erhöhung der Blutfette, Schwächung der Immunität, Fortpflanzungsstörungen und hormonelle Erkrankungen wie z. B. Diabetes mellitus ausgelöst. Bei übergewichtigen Katzen steigt das Risiko einer Stoffwechselerkrankung beispielsweise auf das achtfache.
Behandlungsmöglichkeiten bei Übergewicht
Eine medikamentöse Behandlung wie bei uns Menschen ist für die Behandlung von Hunden und Katzen nicht geeignet. Vielmehr musst du als Besitzer zum Behandlungserfolg entscheidend beitragen, denn die gezielte Restriktion der Energiezufuhr ist tatsächlich die einzige wirksame Alternative!
Für die Berechnung der idealen Futtermenge solltest du zunächst die Menge an Energie berechnen, die zum Erhalt des Idealgewichtes notwendig wäre. Die verfütterten Rationen sollten schließlich aber nur 30 – 40 % dieser Energie liefern. Eine stärkere Reduktion der Energie ist nicht sinnvoll, da die Diät dann meist schnell aufgrund des unerträglichen Bettelns des Vierbeiners aufgegeben wird oder sich andere gesundheitliche Probleme ergeben, wie der Abbau von Muskelmasse. Ein vernünftiges Ziel wäre eine Abnahme des Körpergewichts um 1 bis maximal 2 % wöchentlich.
Eine reine Verringerung der üblichen Tagesration ist zur Reduktion des Gewichtes nicht empfehlenswert, da dadurch zum einen unweigerlich auch einen Mangel an essentiellen Nährstoffen entstehen kann und zum anderen unangenehme Verhaltensweisen wie vermehrtes Bellen, Stibitzen von Nahrung oder Aggressivität ausgelöst werden können. Hunde sind genetisch fixiert dann zu fressen, wenn es etwas gibt. Ihre Vorfahren mussten praktisch ihre Beute schon auf Vorrat vertilgen. Das bedeutet, dass es bei Hunden meist kein Sättigungsgefühl gibt und der liebende Mensch den bittenden Hundeaugen viel zu oft nachkommt.
Doch Achtung: nicht jeder erwachsene Hund braucht die Energie, die durch die angeratene Tagesration von 2 % des Körpergewichtes errechnet wird. Unser BARF-Rechner berücksichtigt daher auch die Aktivität des Hundes. Wird ein Senior beispielsweise nur 3x täglich kurz an der Leine ausgeführt, so nähert sich sein Bedarf dem reinen Erhaltungsbedarf und die Portionen können auf bis zu 1 % des Körpergewichtes heruntergerechnet werden. Wie oben erwähnt sollten auch kastrierte Tiere direkt nach dem Eingriff eine Reduktion der Futtermenge von bis zu 30 % erhalten, denn Vorbeugen ist besser als mühsame Diäten!
Was kann ich meinem übergewichtigem Hund füttern?
Zur Diät eignen sich fettarme Produkte wie Huhn (5,6), Putenbrust (1,0), Rinderherz (5,0), Leber (3,6), Grüner Pansen (5,0), Blättermagen ( 5,0), Lunge (2,7) und Hühnerhälse (7,0). Den durchschnittlichen Fettgehalt (Rfe) pro 100 mg habe ich dir jeweils in Klammern gesetzt.
Außerdem ist der Zusatz von Ballaststoffen (Rohfasern) zu empfehlen. Durch Zellulose, die pulverisieret von Hunden gut akzeptiert wird, da sie geschmacks- und geruchsneutral ist, wird die Verdaulichkeit von Nährstoffen (v.a. Kohlenhydraten) beispielsweise reduziert, was zur Reduktion der Energieverwertung führt und so das Abnehmen unterstützt.
Auch regt Zellulose die Peristaltik (Eigenbewegung des Darms) an, was zu einer erhöhten Passagezeit führt. Durch ihr Wasserbindungsvermögen ist sie auch bei Durchfällen unterstützend wirksam. Meine Dosierungsempfehlung für pulverisierte Zellulose: 0,5 – 1 g pro kg Körpergewicht und Tag.
Zu guter Letzt ist ein Fastentag einmal wöchentlich gerade für übergewichtige Hund empfehlenswert. Das Abnehmen sollte allerdings behutsam durchgeführt werden und wie oben bereits erwähnt maximal 2 % pro Woche nicht überschreiten. Durch eine Erhöhung der Aktivität kannst du außerdem den Energieumsatz erhöhen und so zur Gewichtsreduktion beitragen.
Viel Erfolg bei der Diät deines Vierbeiners wünscht