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Der Nutzen von Ölen

von Dr. Christiane Klemt

Lieber Tierfreund, liebe Tierfreundin,

in diesem Blogbeitrag geht es um Öle.

Warum – wirst du dich sicher schon gefragt haben – soll man beim Barfen zusätzlich Öle verwenden? Und welches Öl ist das richtige? Wie unterscheiden sich die verschiedenen Öle? Warum gibt es so immense Preisunterschiede?

Diese Fragen möchte ich im Folgenden klären.

Öle sind Verbindungen mit gesättigten (keine chemischen Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen) oder ungesättigten Fettsäuren (eine bis sechs Doppelbindungen). Feste Fette enthalten hauptsächlich gesättigte Fettsäuren, der Schmelzpunkt sinkt je höher der Anteil der ungesättigten Fettsäuren ist. Bei den Ölen ist er am größten.

Fettsäuren unterscheiden sich auch durch die Anzahl der Kohlenstoffatome. Man unterscheidet kurz-,  mittel- und langkettige Fettsäuren. Gesättigte Fettsäuren dienen vor allem der Energieversorgung. Zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren zählen auch die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, die essenzielle Funktionen haben und vom Körper nicht selbst gebildet werden können.

Des Weiteren zählen zu den Fettsäuren auch die Steroide. Aus Steroiden baut der Organismus Gallensäuren, Keimdrüsenhormone (Androgene, Östrogene und Gestagene), Nebennierenrindenhormone (z. B. Corisol, Aldosteron) und herzaktive Wirkstoffe (Digitoxin und Strophantin). Andere essentielle Fettsäuren haben strukturelle Funktionen in den Körperzellen. Säugetiere sind nicht im Stande, Fettsäuren in Glucose, also in Kohlenhydrate umzubauen, da kein Stoffwechselweg existiert. Auf der anderen Seite fehlt ein Enzym zur Erzeugung von Doppelbindungen, d. h. gesättigte Fettsäuren können nicht in ungesättigte umgebaut werden, deshalb müssen diese in der Nahrung vorhanden sein.

Die Linolsäure ist eine Vorstufe der Omega-6-Familie und ist Inhaltsstoff in den meisten Pflanzenölen. Linolsäure ist in Borretsch- und Nachtkerzenöl reichlich vorhanden, aber auch anteilig in Sonnenblumen-, Weizenkeim-, Maiskeim- und Sojakeimöl. Weitere natürliche Quellen sind auch tierischer Herkunft. So ist vor allem in Geflügelfett (mehr als 20 %) und Schweineschmalz Linolsäure enthalten, wohingegen Rinderfett (Talg, Butter) sehr wenig enthält. Omega-6-Fettsäuren sind wichtig für die Bildung von Prostaglandinen, einem Molekül mit hormoneller Wirkung auf die Gesundheit der Haut, Fellqualität, aber auch auf die Fortpflanzung.

Gamma-Linolensäure (GLA) entsteht aus Linolsäure. Bei der Katze ist die Umwandlung von Linolsäure zu Gamma-Linolensäure schwierig, da das zuständige Enzym wenig aktiv ist. Gamma-Linolensäure wird auch in der Kosmetik für geschmeidige, elastische Haut eingesetzt. Bei unseren Haustieren sollte sie vor allem bei trockener Haut, einer übermäßigen Talgproduktion (Seborrhoe) und bei allergisch reagierenden Tieren supplementiert werden. Sie unterstützt nämlich die Zellmembrane und die Produktion von Prostaglandinen vom Typ 1, die eine entzündungshemmende Wirkung haben. Vor allem in Borretsch-, Nachtkerzen- und Johannisbeerkernöl ist GLA in größeren Mengen enthalten.

Die letzte Gruppe sind die Omega-3-Fettsäuren. Diese Gruppe haben alle 18 Kohlenstoffatome und 3 chemische Doppelbindungen. Zu ihnen gehört die Alpha-Linolensäure (ALA), die Eicosapentaensäure (EPA) und die Docosahexaensäure (DHA). Die Wirkungen im Organismus sind entzündungshemmend, in dem sie die Bildung entzündungsfördernder Transmitter verhindern. Auch eine Verbesserung der sportlichen Leistung und der Sauerstoffversorgung im Gehirn wird durch sie bewirkt (gut bei älteren Tieren!).

Natürliche Quellen für ALA sind Lein-, Raps- und Sojaöl. EPA und DHA kommen nur in Fischölen und in Algen vor. EPA und DHA sind nicht nur für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt, sondern sind auch ein wichtiger Schutz für Herz- und Nierenfunktion. Auch wird über eine Senkung des Tumorrisikos in der Literatur berichtet. EPA und DHA sind wichtige Bausteine in Netzhaut und Gehirn. Eine zusätzliche Aufnahme während der Trächtigkeit und Laktation fördert die Entwicklung der Foeten bzw. Welpen in ihren kognitiven Leistungen und der Sehschärfe. Die Fettsäuren werden auch über die Muttermilch aufgenommen. Die Gehirne der Beutetiere dienen Wildtieren als natürliche Quelle. Für unsere Haustiere stehen diese wichtigen, auch „Hirnsäuren“ genannten Fettsäuren in Fisch (Lachs, Makrele, Heilbutt, Dorsch, …) und in Algen zur Verfügung.

Wenn man sich diese vielfältigen Aufgaben vor Augen hält, sind die anfänglichen Fragen: „Warum?“ und „Wieso?“ eindeutig geklärt.

Ich wünsche dir mit deinem Liebling noch viele, sonnige Spätsommertage!

Deine Dr. med. vet. Christiane Klemt

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