27°C und schönster Sonnenschein. Du willst nur noch schnell etwas einkaufen und dann ab an den See? Auf dem Parkplatz dann erblickst du ihn aber ganz zufällig: einen Hund im Auto, das Maul weit aufgerissen, stark hechelnd und mit glasigem Blick. Wir alle hoffen, dass uns diese Situation nie begegnen wird. Aber was soll man tun, wenn es doch einmal passiert?
Natürlich ist unser erster und richtiger Impuls, die Scheibe einzuschlagen und den leidenden Vierbeiner augenblicklich aus seiner Misere zu befreien. So gewissenhaft dieser Impuls auch scheint, kann er leider rechtliche Folgen nach sich ziehen. Darum möchten wir dich hierzu einmal kurz aufklären und zeigen, wie du am besten vorgehst, um das Schlimmste zu verhindern, denn schon bei einer geringen Außentemperatur von 20°C kann es im Auto irgendwann viel zu warm werden.
Generell gilt das Einschlagen einer fremden Autoscheibe in Deutschland als Sachbeschädigung, was eine Geldstrafe zur Folge haben kann. Anders sieht es allerdings aus, wenn sich im Auto eine in Not geratene Person befindet. Dann ist man sogar dazu verpflichtet zu helfen, weil man sich sonst wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar macht. Leider gilt diese Regelung bei Hunden nicht.
Um also dem eingesperrten Vierbeiner helfen zu können, suchst du am besten zuerst nach dem Besitzer des Hundes in umliegenden Geschäften und lässt ihn ausrufen oder frage auch vorbeilaufende Passanten, ob sie etwas gesehen haben. Sollte der Besitzer nicht auffindbar sein, solltest du die Polizei oder Feuerwehr informieren und die Situation schildern. Die Feuerwehr kann dann den Hund aus dem Auto befreien. Solltest du allerdings die Situation des Hundes bereits als lebensgefährlich einschätzen, sich der Zustand während du wartest drastisch verschlechtern oder der Hund sogar schon bewusstlos sein, musst du nicht warten, bis die Einsatzkräfte anrücken. In diesem Fall darfst du den Hund nach Tätigung des Notrufs selbst befreien. Hole dir davor am besten noch das mündliche Einverständnis der Polizei.
Bevor du allerdings das Fenster einschlägst, vergewissere dich vorher, ob sich die Türen oder Fenster nicht doch eventuell öffnen lassen. Nur wenn du das Fahrzeug nicht auf anderem Weg geöffnet bekommst, darfst du die Scheibe einschlagen. Dokumentiere dein Vorgehen am besten per Video oder schreibe es dir auf. Wichtige Daten wären zum Beispiel das Kennzeichen des Autos sowie das Datum, die Uhrzeit und auch die Temperatur. Außerdem solltest du dir am besten noch Zeugen dazu holen.
Um die Scheibe dann letztendlich auch einschlagen zu können, reichen deine bloßen Hände nicht aus. Am besten besorgst du dir einen Nothammer, einen normalen Hammer mit Spitze oder ein ähnliches spitzes Werkzeug. Schlage damit am besten die untere Ecke des Seitenfensters ein, damit du es Stück für Stück aufschlagen kannst und sich dabei so wenig Scherben wie möglich unkontrolliert lösen, sodass du weder den Hund noch dich selbst verletzt.
Wenn du den Hund erfolgreich aus dem Fahrzeug befreien konntest, solltest du ihn auch schnellstmöglich aus der Hitze schaffen. Ist der Hund noch bei Bewusstsein und sein Zustand relativ stabil, dann solltest du ihm auf jeden Fall Wasser anbieten und gegebenenfalls ein nasses Tuch, auf das er sich legen kann.
Achtung!
Bitte umwickle einen Hund nie mit einem nassen Handtuch, T-Shirt oder Ähnlichem, da sich dort die Hitze drunter staut. Biete deinem Hund stattdessen ein nasses Tuch an, auf das er sich freiwillig drauflegen kann. Gute Alternativen sind auch Kühlmatten mit Gel.
Auch wenn der Hund noch bei Bewusstsein ist, kann es dennoch sein, dass er unter einem Hitzschlag leidet. Anzeichen dafür sind unter Anderem eine erhöhte Körpertemperatur, Störungen des Gleichgewichts oder Probleme beim Gehen, Zittern und Nervosität, ein schneller Herzschlag, starkes Hecheln mit Speicheln und rote Schleimhäute der Augen und des Zahnfleisches bis hin zu Erbrechen.
Auch hier sollte dem Hund Wasser und Abkühlung angeboten werden. Hierbei ist es wichtig, auf eine langsame, schrittweise Abkühlung zu achten, damit der Kreislauf nicht noch mehr belastet wird. Zusätzlich zu einem kühlen Tuch zum Rauflegen kannst du die Pfoten des Hundes mit kühlem (keinem eiskaltem!) Wasser befeuchten und dich nach und nach zu den Fesseln hocharbeiten. Die Blutzirkulation sorgt dann auch für eine innere Abkühlung.
Wenn der Hund allerdings ohnmächtig ist, dann solltest du auf keinen Fall versuchen ihm Wasser einzuflößen, da hier Erstickungsgefahr besteht! Allerdings kannst du das Zahnfleisch leicht befeuchten und ihn auf ein nasses Tuch legen. Bringe den Hund in die Seitenlage, strecke seinen Kopf nach vorn und oben über und ziehe die Zunge heraus.
Du solltest mit dem Hund anschließend auf jeden Fall einen nahegelegenen Tierarzt aufsuchen und ihn abchecken lassen, auch wenn sich sein Zustand gebessert hat. Im besten Fall kennt der Tierarzt den Hund sogar oder kann ihn bis zum Ausfindigmachen des Halters bei sich behalten. Lasst euch am besten auch vom Tierarzt schriftlich bestätigen, dass der Hund sich in einem kritischen Zustand befand. So könnt ihr eventuellen rechtlichen Konsequenzen noch eher entgehen.
Den Besitzer des Hundes solltest du auf jeden Fall wegen Tierquälerei anzeigen. Ihm droht dann eine Haft- oder Geldstrafe.
Unsere Bitte: Lasse niemals Kinder oder Tiere bei hohen Temperaturen im Auto! Selbst bei 20°C Außentemperatur kann es im Auto schnell viel zu warm werden.
Einige Geschäfte bieten sogenannte „Hundeparkplätze“ an, die schattig gelegen und mit Wassernäpfen ausgestattet sind, an denen ihr eure Vierbeiner kurz anleinen könnt. Im besten Fall lässt du deinen Hund allerdings einfach in der kühlen Wohnung, wenn du Besorgungen machst. Achte hier dennoch immer darauf, dass dein Liebling ausreichend Zugang zu frischem Wasser hat.
Wir hoffen inständig, dass niemand jemals in diese Situation gerät. Falls es dennoch passieren sollte, weißt du jetzt Bescheid, wie du am besten vorgehen kannst, um einem in Not geratenen Vierbeiner nach bestem Wissen und Gewissen zu helfen.